Heute Morgen durfte ich beim Zuger Treuhänderverband ein Referat zum Thema “Einsatzgebiete von KI im Treuhand” halten.
Dabei wurde ich nach dem Referat von einem Teilnehmer gefragt, welchen aussichtsreichsten Use Case ich im Treuhand verfolgen würde. Ich musste kurz rasch überlegen, aber dann kam mir dann doch recht schnell eine mögliche Stossrichtung und damit eine Antwort in den Sinn:
In unseren Buchhaltungssystemen und Daten-Verzeichnissen liegen oft Hunderte von Abschlüssen mit wertvollen Daten (vergleichbar über Jahre hinweg), aus denen wir unseren Treuhand-Kunden mit KI einen erheblichen, betriebswirtschaftlichen Mehrwert liefern könnten. Doch momentan liegen diese Daten unstrukturiert brach. Man kann auf die Buchhaltungs-Systeme direkt mit KI nur schwer zugreifen und sonst hat man die Abschlüsse sowie die wertvollen Zusatz-Auswertungen (oft mit dem wertvollen eigenen und spezifischen Know-How) nur abgelegt in Excel und PDFs. Diesen strategischen und firmen-eigenen Vorteil würde ich versuchen mit KI systematisch zu erschliessen.
Mein Ansatz wäre, schrittweise mit Pilotprojekten zu starten: Eine lokale Umgebung mit einer zentralen Datenbank und einem lokalen LLM aufbauen (Datenschutz first!) und zunächst mit anonymisierten oder aggregierten Branchendaten beginnen.
Die Abschlüsse aus den Buchhaltungssystemen würden – natürlich nur mit expliziter Kundenzustimmung und unter strikter Datentrennung – in eine lokale, zentrale Datenbank überführt.
Ja, die Datenbereinigung ist nicht ohne. Ja, lokale LLMs sind (noch) schwächer als die modernen LLM wie ChatGPT-5. Aber es zeigt sich bereits: Für spezifische Use Cases wie Kennzahlen-Benchmarking, Treiber-Analysen, etc. reicht das völlig.
Wir müssen ja davon ausgehen, dass das Teile des Buchens vielleicht irgendwann von KI übernommen wird. Umso wertvoller wäre es, bei der Beratung einen Vorsprung zu haben. Und da hat KI ja wirklich bereits etwas zu bieten.
Was ich immer auch im Blickfeld habe: Die Treuhand-Kunden werden vermutlich auch irgendwann selbst auf die Idee kommen, ihre Abschlüsse in eine KI einzuspeisen und Treuhänder dann mit Fragen zu konfrontieren, so wie der Doktor sich heute schon Befunde von ChatGPT anhören lassen muss.
Es bleibt spannend, wie sich das entwickeln wird! Was wäre Eurer aussichtsreichster Use Case für das Treuhand?

in KI & Finance
Roman Kalberer
27. Oktober 2025